Von Garmisch zu den Soiernseen im Karwendel

 

Start: Parkplatz Wankbahn in Garmisch
Distanz: 62,5 km (Bike: 57 km, Hike: 5,5 km)
Zeit in Bewegung: 6 h (E-Bike: 4 h, Hike: 2 h)
Positiver Höhenunterschied: 1.880 Hm (Bike: 1.600 Hm, Hike: 280 Hm)
Einkehrmöglichkeiten: Esterbergalm, Fischbachalm, Soiernhaus
Schwierigkeit: mittel (gute Kondition von Vorteil)
Karte: Kompasskarte Alpenwelt Karwendel (6), Alpenverein BY9 und BY10, ATK25/S10 und ATK25/R09

Diese Tour bietet ganz großes Bergkino. Am Finzbach entlang geht es quer durchs Estergebirge, bei Krün wird die Isar überquert und schon ist man im Karwendel. Ziel sind die Soiernseen im Herzen der Soierngruppe. Auf dem Rückweg über Barmsee und Geroldsee (Bademöglichkeiten) rollt man an der der Wettersteinwand entlang zurück nach Garmisch.

Die Bikestrecke verläuft überwiegend auf breiten Forstwegen, im Finzbachtal gibt es einige Trailabschnitte, die Abwechslung bringen und technisch nicht schwierig sind (bis auf eine kurze steilere Abfahrt nach der Abzweigung zum Krottenkopf, die man ggf. gut schieben kann). Auf dem Rückweg zwischen Barmsee und Geroldsee gibt es ein kurzes, sehr steiles Waldstück bergauf, wo man eventuell schieben muss, wenn man nicht die richtige Linie findet.

Konditionell ist die Tour durchaus eine Herausforderung. Bis zum “Hundsstall”, wo die kurze Wanderung zu den Soiernseen beginnt, sitzt man sogar mit dem E-Bike zweieinhalb Stunden im Sattel. Die Wanderung bis zu den Seen dauert nur eine knappe Stunde und ist technisch leicht. Zurück geht es ab Gerold nur noch bergab. Insgesamt eine lange Sitzung für das Gesäß.

Bike: Los geht es beim großen Parkplatz der Wankbahn. Die 570 Höhenmeter bis zur Esterbergalm werden auf der Forststraße absolviert. Nach der Daxkapelle kommen einige sehr steile Kurven (bis zu 26 %). Erfreulicherweise sind sie asphaltiert, was für beruhigenden Grip unter den Reifen sorgt. Über den Sattel zwischen Fricken und Ameisberg erreicht man den weitläufigen Weidegrund der Esterbergalm. Hier entspringt der Finzbach, der aus den Quellen an den Hängen von eher unbekannten Gipfel des Estergebirges gespeist wird. Linkerhand flankiert von den prominenten Esterberggipfeln Bischof (2.033 m) und Krottenkopf (2.086 m), geht es vorbei an der Farchanter Alm (Hintere Esterbergalm) und dann auf einem Karrenweg tief hinein ins Finzbachtal.

Die folgenden 6 Kilometer bis zur Finzalm mag ich besonders gern. Es geht auf und ab, grober Schotter und fester Waldboden wechseln einander ab, kleine Bachläufe sind zu überqueren. Nach einer Wegbiegung taucht am Horizont die Silhouette des Karwendelgebirges auf. Je näher man dem Talgrund des Finzbachs kommt, desto stärker wird das Kanada-Feeling, für das ja eigentlich das Karwendel berühmt ist. Aber auch das Finzbachtal hier im Estergebirge verdient das Prädikat Little Canada, so wild ist hier der Landschaftsmix aus Bergen, Wald und Bachtal. Nach der Finzalm verschwidnet der Finzbach in einer schmale Klamm.

Der Kanadabschnitt der Tour ist zu Ende. Drei Kilometer rauscht man nun auf einem breiten Forstweg bergab Richtung Krün. Der Ort liegt in der weiten Ebene des Oberen Isartals und gehört mit Wallgau und Mittenwald zur Ferienregion Alpenwelt Karwendel. Am östlichen Ortsende rollt man über die Isarbrücke und ist im Karwendel.

Wegweiser an der Isarbrücke

Eine beeindruckende Anzahl an Wegweisern informiert am anderen Isarufer über die Wandermöglichkeiten im Soierngebiet. “Soiern” bedeutet “bei den Seen”, gemeint sind die beiden Seen, die das Ziel dieser Tour sind. Die Soierngruppe ist die einzige Bergkette des Karwendels, die vollständig zu Bayern gehört, das sich das Karwendel ansonsten mit Tirol teilt. Seinskopf, Schwarzkopf und Schöttelkarspitze sind neben der Soiernspitze die Hausberge der Krüner.

Beim Wegweiser hält man sich links Richtung Fischbachalm. Bald zweigt vom Hauptweg rechts der Forstweg zur Fischbachalm ab. Mehr als einmal freue ich mich auf den folgenden, zum Teil steilen Kilometern über die Motorunterstützung meines Bikes. Die 540 Höhenmeter bis zur Alm sind erstaunlich schnell geschafft. Die Fischbachalm liegt im Talboden auf dem Sattel zwischen Hohem Grasberg und Schöttelkopf und ist je nach Witterung zwischen Mai und September bewirtschaftet.

Erinnerungen werden wach an die endlose Auffahrt auf die Fischbachalm auf einer meiner ersten MTB-Touren überhaupt, damals mit einem gelben Merida-Hardtail mit V-Brakes. Es war Anfang Mai und die Alm leider noch geschlossen. Diesmal ist die Alm geöffnet, einkehren möchte ich aber lieber erst im Soiernhaus. Also lasse ich die Räder bergab zum Hundsstall laufen. Nach der ersten Kurve kommt, noch ganz klein, das Soiernhaus auf einem Felssporn in Sicht.

Am Hundsstall im Talgrund hatten die Jagdhunde von Ludwig II ihr Lager, wenn er sein Jagdhaus - das heutige Soiernhaus - an den Soiernseen besuchte. Der Kini wusste ja bekanntlich, wo es schön ist in Bayern und hat keine Kosten gescheut, um auch an entlegenen Orten Schlösschen, Residenzen und Jagdhäuser errichten und Wege dorthin legen zu lassen. Bei Mondschein ließ er sich angeblich in einem Drachenboot über einen der Soiernseen rudern und bewunderte die Spiegelungen der Berge im Wasser. Er ritt gern auf die Schöttelkarspitze, um den Sonnenaufgang über dem Werdenfelser Land zu genießen. Von der Spitze des Berges ließ er 14 Meter Gestein wegsprengen, damit dort ein Pavillon aus Zedernholz für ihn gebaut werden konnte. Dieses “Belvedere” brannte in den 1930er Jahren ab. Das Soiernhaus ist dagegen in Teilen erhalten und wurde 1920 vom Alpenverein übernommen, der es zur Schutzhütte umbaute.

Hike: Im Talgrund des Hundsstalls kommt man mit dem Bike bis zur Materialseilbahn, die das Soiernhaus versorgt. Ein handschriftliches Schild “Radl-Parkplatz” zeigt unmissverständlich an, dass man in dem kleinen, extra abgezäunten Areal am Waldrand sein Bike abstellen soll. Alle Normalbiker sollten das auch tun. Nur einige Experten schieben ihr Bike 500 Höhenmeter und mehr bis zur Jägersruh oder auf die Schöttelkarspitze zu den abenteuerlichen Trails zurück ins Tal. Das kann auch schiefgehen. Auf der Tour kam ich mitten in eine Bergrettung, weil ein Biker gestürzt und sich so stark verletzt hatte, dass er mit dem Hubschrauber geborgen werden musste.

Soiernhaus im Karwendel

Das Soiernhaus auf 1.600 Metern Höhe

Also Wanderstöcke raus und zu Fuß weiter. Der Weg hinauf zum Soiernhaus führt bald aus dem Wald heraus und schraubt sich auf einem kleinschottrigen schmalen Weg in Serpentinen nach oben Richtung Soiernkessel. Einmal muss man einen steinschlaggefährdeten Geröllhang queren, was aber leicht machbar ist. Jedenfalls machte sich mein Höhenschwindel dabei nicht bemerkbar. Für die 250 Höhenmeter bis zum Soiernhaus braucht man etwa eine Dreiviertelstunde. Kurz vor der Hütte gibt es eine Wegkreuzung, links geht es direkt zu den Seen, geradeaus zum Soiernhaus. Man kann sich also aussuchen, ob man zuerst einkehren oder erst die Seen umrunden und von dort aus zum Soiernhaus möchte.

Das Soiernhaus ist eine gefragte Übernachtungsmöglichkeit für Wanderer und Bergsteiger auf Mehrtagestouren. Hier startet man zum Beispiel zur Kammtour rund um den Bergkessel (Soiernhaus - Soiernspitze – Reißende Lahnspitze – Schöttelkar – Soiernhaus). Das Soiernhaus bietet 45 Schlafplätze im Matratzenlager. Auf der Terrasse blickt man in den Soiernkessel mit dem wie gemalten kleineren Soiernsee, nach Westen schaut man bis zu den Walchenseebergen.

Aus der Speisekarte suche ich die Erbsensuppe und danach einen Apfelschmandkuchen aus, beides schmeckt sehr gut. Hinter der Hütte teilt sich der Weg: bergab zu den Soiernseen, geradeaus der Weg zur Schöttelkarspitze (vom Soiernhaus 1,5 h Gehzeit). Es lohnt sich, ein Stück Richtung Schöttelkarspitze zu gehen. Nach ein paar Hundert Metern hat man einen sagenhaften Blick auf die Soiernseen. Um zu den Seen zu kommen, muss man wieder zurück zur Weggabelung beim Soiernhaus, von dort sind es wenige Minuten bis zum größeren der beiden Soiernseen.

Es ist gut, wenn man bei der Umrunden des Sees nicht in Eile ist und sich auf die einzigartige Stimmung im Talkessel einlassen kann. Der See leuchtet wie ein smaragdgrünes Auge. Von seinem Ostufer aus sind gut die Serpentinen des Wegs zum abgeflachten Gipfel des Schöttelkarspitze zu erkennen. Bald kommt man an eine Wegkreuzung, wo man entweder links wieder hinauf zum Soiernhaus gehen kann oder rechts talwärts zum Hundsstall kommt. Auf dem Weg zurück ins Tal blitzt rechterhand der helle kleine Soiernsee durch den lichten Baumbestand, überragt von der Nordflanke der Soiernspitze.

Hike (Rückweg): Zurück am Radl-Parkplatz bei der Materialseilbahn heißt es wieder auf den Sattel und auf demselben Weg wie bei der Hinfahrt über die Fischbachalm zurück nach Krün. Ab Krün folgt man den Wegweisern Richtung Barmsee und Geroldsee. Als ob man an diesem Tag nicht schon genug Eindrücke bekommen hätte, ist die Fahrt entlang der beiden Bergseen ein weiteres Highlight der Tour. Normalerweise wird es auf der Rückfahrt schon Nachmittag sein. Dann steht die Sonne schon tiefer, was das Grün der Buckelwiesen noch satter, das Dunkelblau des Barmsees noch tiefgründiger und die Silhouette des Wettersteingebirges im Gegenlicht noch entrückter erscheinen lässt. Ich kann mir kaum ein oberbayerisches Motiv vorstellen, das noch idyllischer wäre als der Blick auf den Geroldsee und das Wettersteingebirge im Hintergrund.

Wie schön, dass man ab hier praktisch nicht mehr in die Pedale treten muss und es entlang am See und danach auf dem Radweg entlang der Bundesstraße zurück nach Garmisch einfach bergab laufen lassen kann. Auf Höhe der ersten Ampel in Garmisch biegt man rechts in den Riedweg ab, der einen auf die Ludwigstraße im Herzen von Partenkirchen führt. Kurz nach der Kirche biegt man einmal rechts in die Sonnenbergstraße und dann links in die St.-Anton-Straße ab. Jetzt geht es noch einmal steil bergauf, vorbei an St. Anton und dem Landhotel. Kurz vor dem Kletterwald biegt man links auf die Asphaltstraße ab und lässt es bis zum Parkplatz der Wankbahn, dem Ausgangspunkt der Tour, ausrollen.