Über die Steppbergalm auf den Kramer
Start: Parkplatz Breitenau in Garmisch-Partenkirchen
(alternativ: Ochsenhütte bei Griesen)
Distanz: 39 km (Bike: 34 km, Hike: 5 km)
Zeit in Bewegung: 5 h (E-Bike: 2:30 h, Hike: 2:30 h)
Positiver Höhenunterschied: 1.520 Hm (Bike: 1.100 Hm, Hike: 420 Hm)
Einkehrmöglichkeiten: Steppbergalm (Juni bis Oktober, Montag Ruhetag)
Schwierigkeit: mittel bis schwer (technisch schwieriger Bike-Abschnitt von der Rotmoosalm bis zum Ziegspitzsattel)
Karte: ATK25/R09
GPX-Download (Rückweg wie Hinweg): Bike, Hike
Diese Bike & Hike-Tour ist wahrscheinlich der schnellste Weg von Garmisch auf den Kramer. Zum Vergleich: Für die Wanderung, entweder westlich über das Gelbe Gwänd, östlich über den Grasberg oder für die Überschreitung, braucht man 7 bis 8 Stunden. Für die hier beschriebene Bike Tour ist man mit Bike und zu Fuß insgesamt etwa 5 Stunden unterwegs. Ob es einen Haken gibt? Ja, die 450 Höhenmeter von der Rotmoosalm bis zum Steppbergsattel sind eine Herausforderung, wenn man auf dem Bike technisch nicht sicher ist. Die Wegoberfläche besteht fast durchgehend aus geröllhaltigem Schotter, die Spitzkehren im mittleren Teil der Auffahrt sind steil und ausgewaschen. Es gibt viele Gelegenheiten, die einen unfreiwillig vom Bike absteigen lassen können, und dann kommt man nicht so leicht wieder auf den Sattel. Kräftezehrendes Schieben geht natürlich auch. Ich habe allerdings auch schon BikerInnen erlebt, die die Strecke ohne E-Unterstützung und ohne einen Fuß auf den Boden zu setzen gemeistert haben. Technik ist Trumpf.
Abgesehen von dieser Passage mit möglichen Schiebeanteilen radelt man ohne große Herausforderungen auf Rad-, Forst- und Karrenwegen bis zur Steppbergalm. Die Wanderung von der Steppbergalm auf den Gipfel durch Latschen bietet tolle Ausblicke ins Loisachtal und die verschiedenen Garmischer Hausberge. Die steile Schotterrinne am Anfang und die letzten 300 Meter auf losem Schotter und über einen kurzes Gratstück haben das Potenzial, den Puls zu beschleunigen. Die Aussicht vom Gipfel ist alle Mühen wert.
Bike
Vom Parkplatz im Garmischer Ortsteil Breitenau geht es zunächst flach an der Loisach und an der Bahnstrecke nach Ehrwald entlang nach Süden bis zum Parkplatz bei der Ochsenhütte. Auf der breiten geschotterten Elmaustraße bringt man die 400 Höhenmeter bis zum Rotmoossattel hinter sich.
Hier biegt man rechts Richtung Steppbergalm ab. Kurz nach der Rotmoosalm (unbewirtschaftet) folgt man rechts dem grobschottrigen Karrenweg in den Wald, der im Verlauf immer steiler wird. Es ist der einzige “fahrbare” Weg zur Versorgung der Steppbergalm, auf dem einem schon mal ein Quad entgegenrumpeln kann.
Nach 10 Minuten teilt sich der Weg: Wir nehmen die rechte Spur Richtung Steppbergalm, die gleich mit einer Spitzkehre beginnt. Auf den folgenden 150 Höhenmetern wird man auf der holprigen Piste stark durchgerüttelt, Geröllabschnitte wechseln sich mit steilen ausgewaschenen Spitzkehren ab. Im oberen Abschnitt flacht der Weg ab und man kommt flüssiger weiter. Schließlich lichtet sich der Wald. Ein Weidegatter markiert den Sattel zwischen Hirschbichel und Ziegspitz.
Auf der anderen Seite duckt sich die Steppbergalm in die Grasmulde der Almweiden. Dahinter zeichnet sich der Kramersteig ab. Der Downhill zur Steppbergalm dauert nur wenige Minuten. An der Alm kann man die Bikes im Gras ablegen und dann entweder mit Hirtennudeln oder einer Suppe Kraft auftanken oder gleich weiter auf den Kramer. Die Wanderung bis zum Gipfel dauert eta 1,5 Stunden.
Hike
Der Kramer (oder Kramerspitz) ist ein touristischer Gipfel. Beliebt ist die Überschreitung von Osten (Grasberg) nach Westen (Steppbergalm) oder umgekehrt. Einsamkeit findet man hier nicht, aber der Kramer hat eben seinen besonderen Reiz und ist als Eintrag im Gipfelbuch von Bergwanderern ziemlich gefragt. In den vergangenen 5 Jahren habe ich von beiden Seiten mehrere Anläufe Richtung Kramergipfel unternommen. Die Höhenangst hat mir jedesmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wird mein Höhenmut, der durch das viele Wandern in letzter Zeit gewachsen ist, heute bis zum Gipfel reichen?
Hinter der Steppbergalm beginnt der Kramersteig als ausgewaschener Wiesenpfad. Hier grasen Schafe, und man muss aufpassen, wohin man tritt, um ihren Hinterlassenschaften auszuweichen. Nach kurzer Zeit mündet der Weg in eine steile Schotterreiße. Auf den schmalen Serpentinen gewinnt man schnell an Höhe und kommt nach einer halben Stunde auf dem Grat beim Schmalzbichl-Bankerl heraus. Die Bank ist ein beliebtes Fotomotiv mit der Zugspitze im Hintergrund.
Schmalzbichl-Bank, die Zugspitze über den Wolken
Der Steig führt zunächst geschützt und flach durch Latschenfelder. Rechts blickt man weit ins Loisachtal. Steile Felsstufen kündigen schwierigeres Gelände an. Der Weg ist jetzt ausgewaschen, der Tritt auf losem Geröll nicht mehr so fest. Nach einer Felsnase sieht man zum ersten Mal das Gipfelkreuz des Kramer. Das gibt Schwung für die letzten 100 Höhenmeter. Der Steig umrundet, teils seilgesichert, eine markante Felsformation. Dann blickt man auf ein wenige Schritte langes, ausgesetztes Gratstück und auf den letzten Aufschwung zum Gipfel. Das gipfelnahe Wegstück am Fels entlang sieht für mich beunruhigend steil aus, eine innere Stimme versucht mich zu überzeugen umzukehren. Aber der Gipfel ist zum Greifen nah. Erst einmal anschauen, denke ich mir, umdrehen kann ich immer noch. Beim Näherkommen zeigt sich, dass der in den Felsen gehauene Weg ziemlich breit ist. Ich nehme die Seilversicherung in die Hand, halte mich ganz links am Felsen, dadurch sind die südlich abfallenden Kramerhänge außer Blickweite. Das geht so gut, dass ich nach kurzer Zeit tatsächlich auf dem Gipfel stehe. Ein unvergessliches Glücksgefühl. Ich setze mich unter das Gipfelkreuz und lasse den rauen Charme des Kramer auf mich wirken.
Hin- und Rückweg sind bei dieser Tour identisch. Beim Abstieg kommt uns in der Schotterrinne ein Biker mit geschultertem Bike entgegen. Auf die Frage, auf welchem Weg er denn runterfahren würde, deutet er auf den Boden. “Hier. Wir sehen uns gleich”. Ist schon klar, dass es einige wenige Menschen gibt, die den Kramersteig mit dem Bike befahren, immerhin gibt es einen Eintrag bei Trailforks. Aber wenn man es selbst miterlebt, ist es doch eine Überraschung.
Wer nicht in den Bergen auf dem Bike groß geworden ist oder aus einem anderen Grund die perfekte Biketechnik hat - auf keinen Fall nachmachen!
Kurz vor der Steppbergalm überholt uns der Biker dann beim Downhill, das Hinterrad bei jeder Kehre lehrbuchmäßig umsetzend.
Bei der Steppbergalm warten schon unsere Bikes. Bevor wir uns wieder auf die Räder schwingen, kehren wir natürlich ein. Auf der Steppbergalm sind die Bedingungen für Wohlbefinden von Leib und Seele optimal. Sympathische Wirtsleute, gutes Essen, köstliche Kuchen und ein fantastischer Blick auf die Zugspitze.
Nachmittags auf der Steppbergalm mit Blick auf die Zugspitze