Auf das Kienjoch im Ammergebirge

Start: Parkplatz am Friedhof in Garmisch-Partenkirchen
(alternativ: Ochsenhütte bei Griesen, Oberau, Burgrain; Graswang/Ettal)
Distanz: 60 km (Bike: 54 km, Hike: 6 km)
Zeit in Bewegung: 5:45 h (E-Bike: 2:45 h, Hike: 3 h)
Positiver Höhenunterschied: 1.900 Hm (Bike: 1.330 Hm, Hike: 570 Hm)
Einkehrmöglichkeiten: Ettaler Mühle (Di, Mi Ruhetag), Brauhaus Garmisch (Mo, Di Ruhetag)
Schwierigkeit: mittel (gute Kondition von Vorteil)
Karte: ATK25/R09
GPX-Download: Bike-1 (Hinweg GAP-Kuhalm), Bike-2 (Rückweg Kuhalm-GAP), Hike

Diese Tour kombiniert den Bike-Klassiker der Kramer-Rundfahrt mit einem Abstecher in den Kuhalmgraben bei Graswang und einer Wanderung auf das 1.953 Meter hohe Kienjoch. Mit dem Bike kommen mehr als 1.300 Höhenmeter auf überwiegend bestens befahrbaren Forstwegen zusammen, davon knapp 1.000 Höhenmeter bis zum Ausgangspunkt der Wanderung an der nicht bewirtschafteten Kuhalm.

Die Abfahrt auf der steilen Piste hinunter nach Oberau ist holprig. Sie ist als Schiebestrecke ausgewiesen, was für nicht so Geübte durchaus ein guter Tipp sein kann.

Die Wanderung von der Kuhalm auf das Kienjoch startet im Talschluss des Kühalpelbachtals. Im oberen Bereich ist der Weg recht steil, die Gratwanderung zum Gipfel ist grandios, aber stellenweise luftig und wird Menschen mit Höhenschwindel wahrscheinlich etwas Überwindung kosten.

Lohnenswert ist die Selbstversorgung mit einer Brotzeit und viel Flüssigkeit. Die erste Einkehrmöglichkeit auf der Tour ist die Ettaler Mühle nach 39 Bikekilometern.

Tipp für eine Halbtagestour: Startet man in Graswang bei Ettal verkürzt sich die Bikestrecke von 54 auf 13 Kilometer und statt 1.330 sind nur 500 Höhenmeter zu absolvieren.

Bike (Hinweg): Die Tour startet am Garmischer Friedhof. Über Seitenstraßen und den Radweg an der Maximilanstraße erreicht man die Breitenau und kurbelt auf einem Schotterweg entlang von Loisach und Bahnstrecke nach Ehrwald Richtung Süden. Nach rund 8 Kilometern quert man die B 23 und biegt rechts in den Loisachradweg ein. Schon nach wenigen Minuten überquert man erneut die Landstraße und erreicht bald den Parkplatz Ochsenhütte. Hier beginnt die steile, knapp 4 Kilometer lange Auffahrt bis zum Rotmoossattel. Von den 400 gewonnenen Höhenmeter werden bei der 20-minütigen Abfahrt ins Graswangtal fast alle wieder verschenkt. Entlang des Elmaubachs rauscht man ins Tal und folgt im Ettaler Wald dem Wegweiser rechts Richtung Ettal.

Nach ungefähr 23 gefahrenen Kilometern zweigt vom Ettaler Radweg rechts bergauf ein Forstweg Richtung Kienjoch und Notkarspitze ab. Diese durchgängig breite Schotterpiste durchquert zunächst die östlichen Ausläufer des Schattenwaldes und verläuft dann oberhalb der Schlucht des Kühalpenbachs nach Süden bis zur 1.300 Meter hoch gelegenen Kuhalm. Auf der linken Talseite dominiert die bewaldete Notkarspitze die Szenerie. Die Kuhalm ist nicht bewirtschaftet, man findet hier aber ein schattiges Plätzchen zum Rasten, bevor man mit dem Bike die letzten Höhenmeter bis zur Abzweigung des Wanderwegs auf das Kienjoch in Angriff nimmt und im Wald das Bike deponiert.

Hike: Auf dem Wegweiser bei der Kuhalm ist die Wanderung auf das Kienjoch mit 1,5 Stunden angegeben, was in unserem Fall für die 570 Höhenmeter in moderatem Tempo zutreffend war. Auf einem Wurzelpfad wandert man zunächst durch ein Waldstück, das sich bald in einen weitläufigen Almboden öffnet. Im Sommer weiden hier “In den Gruben” weitgehend ungestört unzählige Kühe. Das Geläut der Kuhglocken begleitet die Wandernden als meditative Melodie. Jenseits der Almwiese wird das Gelände nun steiler. Der Pfad führt durch Latschen und über Schotterfelder in vielen Windungen nach oben. Am Kamm angekommen, steht eine Hangquerung mit einer wenige Meter langen, etwas ausgesetzten Stelle an. Auf 1.700 Metern Höhe wechselt der Weg von der Ostseite auf die Westseite des Bergkamms. Auch die Szenerie ändert sich: Wir schauen hinunter in das langgestreckte Elmautal, das wir vor 2 Stunden mit dem Bike durchquert haben, und hinüber zu den Friederbergen auf der anderen Talseite.

Nach einem kurzen, schottrigen Steilstück schiebt sich wenige Gehminuten voraus ein Berggipfel in den Blick. Das Kienjoch? Nein, das ist der Geißsprungkopf, der zuvor noch überwunden werden muss, was wörtlich gemeint ist, denn der Weg fordert mir einige Überwindung ab, weil er direkt über die luftige Kuppe dieses Vorgipfels führt. Rechts fällt die felsige Ostwand des Geißsprungkopfs schroff in den Almboden ab, aus dem wir heraufgewandert sind. Links ist der Grashang stark, aber nicht alarmierend steil geneigt. Auf dieser Seite bietet außerdem Latschengestrüpp dem Blick Halt. Also, nach vorne schauen und weitergehen. Von der Kuppe des Geißsprungs aus sieht man endlich das Gipfelkreuz des Kienjochs - ganz nah, keine 5 Minuten entfernt. Die letzten, problemlos zu gehenden Meter bis zum Kienjoch vollenden die traumhaft schöne Gratwanderung.

Holzbänke unter dem Gipfelkreuz bieten Platz zum Ausruhen und Genießen des Panoramas. Rundum breiten sich die Ammergauer Alpen aus, nördlich der Klammspitzenkamm, im Osten die Notkarspitze und der Kramer, im Westen die Friederberge. Am südlichen Horizont sieht man das Wettersteingebirge.

Auf dem Rückweg über den Grat haben wir das Wettersteingebirge immer vor Augen. Ein leichter Wind streicht über den Grat. Magische Momente im Hier und Jetzt.

Der Abstieg “In die Gruben” dauert nicht lange. Eine gute Stunde nach dem Aufbruch vom Gipfel ist das Bikedepot im Wald erreicht.

Bike (Rückweg): Von der Kuhalm auf 1.300 Metern Höhe rollt man flott die mehr als 400 Höhenmeter zurück ins Graswangtal und biegt dort rechts wieder auf den Radweg Richtung Ettal ein. Kurz vor Graswang macht der Weg erneut eine scharfe Rechtskurve. Auf einer Teerstraße fährt man auf Dickelschwaig-Kapelle mit dem markanten Zwiebelturm zu. Kurz nach der Kapelle folgt das nächste Waldstück. Im Mühlwald liegen die Großen Ammerquellen verborgen. Sie speisen die Linder, die im Weidmoos zwischen Oberammergau und Ettal zur Ammer werden. Im Weidmoos liegt, strategisch günstig für eine Einkehr, auch die Ettaler Mühle. Der Radweg führt direkt daran vorbei.

Nach der Ettaler Mühle, im Notwald oberhalb von Ettal, wird es auf dem Waldweg, den man sich mit Wanderern teilt, richtig flowig. Bei so viel Fahrspaß kann man leicht den Fotospot mit Bank und tollem Blick hinunter auf das Ettaler Kloster verpassen. Über ein Wiesenstück erreicht man schließlich den Ortsrand von Ettal.

Die Abfahrt nach Oberau auf der Bundesstraße ist nicht empfehlenswert. Der starke Pkw-Verkehr ist stressig, und es gibt auf der 3,5 Kilometer langen Strecke keine Möglichkeit, von der Straße herunterzukommen. Die einzige Alternative, um mit dem Bike nach Oberau zu kommen, ist die Alte Ettaler Straße, eine Rumpelpiste, die wegen der Sturzgefahr einen angeschlagenen Ruf hat. Wer sich unsicher ist, sollte ohne Gewissensbisse der Aufforderung zu schieben folgen.

Oberau durchquert man auf stillen Nebenstraßen, nur ein ganz kurzes Stück vom Ortsausgang bis zum Parkplatz bei Sankt Georg muss man auf die B 23. Man passiert den Friedhof und biegt am Waldrand links auf den Trail bergauf ab. Mit kurzen Unterbrechungen geht es auf Waldwegen verspielt rauf und runter bis zum Wanderparkplatz bei Burgrain. Hier weiter geradeaus über die schmale Brücke und am Waldrand entlang bis Schwaigwang. Auf dem Radweg an der Hauptstraße und über kleine Straßen in Garmisch kommt man zurück zum Ausgangspunkt der Tour in der Brauhausstraße beim Friedhof. Nur wenige Meter die Straße hinauf liegt das Garmischer Brauhaus, wo man im Biergarten die Tour ausklingen lassen kann.