Bike & Hike von Morzine zum Tête de Bostan

Start: Ortsende von Morzine (Richtung Vallée de la Manche) am linken Dranseufer
Distanz: 28 km (20 km mit dem Bike, 8 km zu Fuß)
Zeit in Bewegung: 5,5 h (Bikestrecke mit dem E-Bike)
Positiver Höhenunterschied: 1.340 Hm (635 Hm mit dem Bike, 705 Hm zu Fuß)
Einkehrmöglichkeit: Refuge de la Golèse, La Crapahute (an der Straße im Vallée de la Manche)
Schwierigkeit: mittel
Karte: IGN (Institut Géographique Nationale) 3528 ET, 3530 ET

Traumtour in der Region Chablais mit ganz großem Kino, denn Teil des an sich schon beeindruckenden Panoramas auf dem 2.400 Meter hohen Tête de Bostan ist auch die eisbedeckte Kuppe des Mont Blanc. Auffahrt von Morzine durch schattigen Wald entlang der Dranse bis zum Pont de Chardonnière, ab da auf Holperpiste bis zum Col de la Golèse. Fußweg (700 Hm) sonnenexponiert auf zum Teil steilem, aber gut gehbarem Trampelpfad. Breiter Gipfel mit viel Platz zum Rasten.

Bike: Die Tour startet am östlichen Ortsausgang von Morzine am Ufer der Dranse. Kommt man auf der Avenue de Joux Plane von der Ortsmitte, biegt man beim Feuerwehrhaus unmittelbar vor der Brücke auf das steile Weglein rechts ans Dranseufer ab.

Der Parkplatz der Gondel von Nyon ist im Sommer ein Canyoning-Treffpunkt.

Die Route folgt dem Lauf der Dranse flussaufwärts durch das Vallée de la Manche. Die Dranse entspringt unterhalb des Tête de Bostan und mündet bei Thonon in den Genfer See. Auf den ersten Kilometern bis L’Érigné verläuft die Route der Tour parallel zum Sentier de Renard, einem Lehr- und Erlebnispfad über die Geologie, Flora und Fauna der Region. Nach einem Kilometer passiert man die Gondel, die Morzine mit dem Plateau de Nyon unterhalb des gleichnamigen Gipfels verbindet. Sie transportiert allerdings nur Wanderer, keine Bikes. Rechterhand geht es zum nahegelegenen Wasserfall in der Schlucht der Cascade de Nyon.

Tipp: Die Cascade de Nyon ist ein Hotspot für Canyoning-Begeisterte. Auf dem Parkplatz der Berggondel stehen im Sommer die Wohnmobile dicht an dicht.

Dichter Laubwald spendet Schatten auf dem weiteren Weg entlang des Sentier de Renard. Die Dranse sorgt im Sommer zusätzlich für angenehme Temperaturen. Dieser erste Wegabschnitt zwischen Morzine und L’Érigné ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Da er außerdem als leichte Trailrunning-Strecke ausgewiesen ist, trifft man hier viele Jogger und Trailrunner. Der Weg ist jedoch so breit angelegt, dass alle, die ihn benutzen, genug Platz haben.

Nach knapp 5 Kilometern und 200 Höhenmetern in sanfter Steigung erreicht man den Weiler L’Érigné, wo der Weg in eine Wiese mündet und dann links auf die Straße durch das Vallée de la Manche abbiegt. Dieser folgt man 700 Meter weiter bergauf bis zu einer Linkskurve, wo bei Le Charny rechts ein Schotterweg in eine Schlucht abzweigt. In beeindruckender Tiefe rauscht rechts in der Schlucht die Dranse Richtung Tal. Nach knapp einem Kilometer kommt man bei einer kleinen Brücke an einem Wanderparkplatz heraus. Links von der Dranse erstreckt sich im Wald ein weitläufiges Freizeitgebiet mit Tischen und Bänken aus grobem Holz und Grillplätzen, die von jedem genutzt werden können.

Zum Zwischenziel, dem Col de la Golèse, geht es jedoch kurz vor der Brücke rechts steil bergauf. Mit dem Bike sind nun 300 Höhenmeter auf überwiegend holprigem, grobschottrigem Untergrund zu absolvieren. Man wird dabei aber immer wieder mit Blicken auf den langen Rücken des Tête de Bostan und die massiven Schieferplatten der Terres Maudites belohnt, so wird die steil abfallende Nordflanke des Tête de Bostan genannt. Die Terres Maudites sind ein beliebtes Klettergebiet im Chablais, die bekannteste Route ist die Morzinoise.

Die Auffahrt zum Col de la Golèse ist in einer guten halben Stunde geschafft. Der Blick vom Bergsattel nach Süden in das Tal des Flusses Giffre und auf die gegenüberliegenden schroffen Zweitausender ist beeindruckend. Er wird den Weg zu Fuß rechterhand weiter begleiten.

In der Sattelmulde liegt das Refuge de la Golèse. Es gehört nicht mehr zu Morzine, sondern zur Gemeinde von Samoëns im Giffretal. Um das Refuge herum gibt es viele Möglichkeiten, das Bike abzustellen.

Für die Fahrt mit dem E-Bike von Morzine durch das Vallée de la Manche und herauf zum Col de la Golèse sollte man eine bis eineinhalb Stunden einplanen. Die Wanderung vom Sattel auf den Tête de Bostan wird auf den Wegweisern mit 2 Stunden und 20 Minuten angegeben, was angesichts der 700 zum überwindenden Höhenmeter auf steilem Pfad realistisch ist.

Tipp: Unbedingt ausreichend zu trinken mitnehmen und an eine Kopfbedeckung denken! Der Weg ist sonnenexponiert, es gibt keine schattigen Plätze für eine Rast.

Hike: Der Weg ab dem Refuge de la Golèse ist ein schmaler, teils ausgewaschener Pfad. Nach einer guten halben Stunde kommt man beim Plateau des Lagots an eine Wegkreuzung. Rechts geht es zum Refuge de Bostan, von dem aus man ebenfalls den Tête de Bostan erreichen kann. Beliebt ist der Rundweg, entweder vom Refuge de la Golèse oder vom Refuge de Bostan ausgehend. Doch Vorsicht, der Weg vom Refuge de Bostan aus ist im oberen Bereich technisch anspruchsvoll und hat ausgesetzte Passagen. Deshalb habe ich mich für den leichteren Hin- und -Rückweg über das Refuge de la Golèse entschieden. Steil geht es nun in direkter Linie auf einen Vorgipfel auf ca. 2.000 Metern Höhe, den man leicht irrtümlich für den eigentlichen Gipfel halten kann.

Beim Blick zurück verschwindet das Refuge de la Golèse bald hinter einem der zahlreichen Grasbuckel. Dafür weitet sich der Blick nach Nordwesten über die gesamte Länge des Vallée de la Manche bis ins entfernte Saint Jean d’Aulps und auf den Roc d’Enfer. Nach Erreichen des Vorgipfels wird der Weg flacher. In Aufstiegsrichtung wird linkerhand, schon recht weit unten, der Col de Cou mit seinem verwitterten türkis getünchten Vogelwartehäuschen sichtbar.

Schlichtes Holzschild am Gipfel, die “Wolkenformation” über den Dents d’Oddaz ist das eisbedeckte Gipfelrelief des Mont Blanc.

Endlich kommt der Gipfel des Tête de Bostan in Sicht. In Frankreich werden Gipfelkreuze sehr viel sparsamer vergeben als zum Beispiel in den Bayerischen Alpen. Selbst der stolze Tête de Bostan muss sich mit einem schlichten Holzbrett mit Namen und Angabe der Meereshöhe begnügen. Auf 2.400 Metern steht man dort und genießt ein einmalig schönes Panorama.

Im Nordosten wird der Blick von den wie herausgemeißelten Dents du Midi angezogen. Die Dents d’Oddaz sind rechterhand zum Greifen nahe. In der Scharte zwischen Pointe de la Golette und Corne au Taureau kämpft sich eine Gruppe Bergsteiger durch das Kar Richtung Corne au Taureau. Was ist das weiter rechts für eine seltsame Wolkenformation über den Dents d’Oddaz? Nein, es sind keine Wolken, sondern die eisbedeckte Gipfelpyramide des Mont Blanc. Unfassbar schön! Wie gut, dass der Tête de Bostan einen so breiten Rücken hat. Im hohen Gras findet man leicht einen Rastplatz, um die gewaltige Kulisse auf sich wirken zu lassen.

Auf dem Rückweg zum Col de la Golèse darf man sich schon auf die Einkehr im Refuge de la Golèse freuen. Es liegt auf dem Alpen-Fernwanderweg GR5 von Saint-Gingolphe am Genfer See bis Nizza an der Mittelmeerküste. Übernachtet werden kann dort im Mehrbettzimmer oder im Matratzenlager. Auf der Terrasse trifft man fast immer Wanderer mit schweren Rucksäcken, die dort ihren müden Füßen Erholung gönnen und sich mit schmackhaften Gerichten der lokalen Küche stärken.

Das Refuge de la Golèse wird von einer Crew aus Einheimischen und Nepalesen geführt. Wer von der großen Alpenüberquerung oder einem Tagesausflug auf einen der umliegenden Gipfel noch nicht genug hat, kann hier gleich Trekkingtouren im Himalaya buchen oder zumindest T-Shirts mit nepalesischen Motiven kaufen.

Die Terrasse des Refuge de la Golèse mit dem herrlichen Blick über das Tal von Samoëns ist perfekt dazu geeignet, die lange Wanderung auf den Tête de Bostan mit einem Diabolo Menthe ausklingen zu lassen. Mit frischen Kräften geht es dann mit dem Bike zurück nach Morzine.

Stärkung im Refuge de la Golèse