Tipps für die MTB-Tourenplanung
Touren muss man nicht unbedingt selbst planen. Es gibt Internetportale mit Tausenden von Touren für jeden Geschmack, die man herunterladen und in die Navigationsapp oder auf die Smartwatch laden kann. Aber: Touren selbst zu planen hat einen ganz besonderen Reiz. Es verdoppelt das Abenteuer, erst mit dem Finger auf der Landkarte, dann mit dem Bike auf der Tour.
Als Kartenfreak liebe ich alle Arten von Landkarten: Weltkarten, 3D-Karten, topografische Karten, Freizeitkarten, Gratiskarten aus dem Kartenspender im Hotel, Google Earth und die mit dem lokalen Bergpanorama bedruckten Tischsets in Berggasthöfen. Ich plane eine MTB- oder Bike & Hike-Tour mit Papierkarte und einem online Routenplaner. Auf der Tour lasse ich mir die Route mit der Navigationsapp auf dem Smartphone anzeigen und habe außerdem eine Karte im Rucksack. Meine Sportuhr trackt die Tour zusätzlich. Mit einer speziellen App bearbeite ich die Tour bei Bedarf nach.
In diesem Beitrag geht es um 10 einfach umzusetzende Tipps für die Tourenplanung, sodass sich die Frage “wo sind wir hier eigentlich?” hoffentlich gar nicht erst stellt und der Spaßfaktor auf der Tour hoch bleibt. Der letzte Tipp gehört zur Nachbereitung der Tour.
Tipp 1: keine Scheu vor topografischen Karten
Topografische Karten sind für mich aus der Tourenplanung nicht wegzudenken. Am besten im Maßstab 1:25.000, für mehr Überblick auch 1:50.000. Auf topografischen Karten sind Geländen, Höhenprofile, Wege, Siedlungen und Gewässer detailgenau dargestellt.
Für topografisches Material gibt es eine Fülle von analogen und digitalen Angeboten: Das Bayrische Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) hat mehr als 200 Blättern ganz Bayern im Maßstab 1:25.000 kartografiert (ATK25, ca. 10 Euro/Stück), ähnliches Material gibt es für Baden-Württemberg inkl. Allgäu. Die Kompasskarten im Maßstab 1:50.000 für den Süden Deutschlands und viele Alpenregionen bieten einen guten Überblick. Speziell für die Alpenregion (Bayern, Österreich, Norditalien) und nach Aktivität filterbar sind die Alpenvereinskarten im Maßstab 1:25.000 (11,50 Euro/Stück). Im Gegensatz zu den bayrischen ATK-Karten sind aber in den DAV-Karten für meinen Geschmack die Radwege nicht so klar hervorgehoben, Hauptzielgruppe sind ja auch Wanderer und Bergsteiger. Dafür bieten sie eine herausragende plastische Darstellung (Schummerung) der Berge.
In der Onlineanwendung des BayernAtlas kann man sich die “amtlichen” MTB-Routen per Mausklick anzeigen lassen. Als Open Data bietet das bayrische Landesvermessungsamt 230 Fernradwege als kostenfreien GPX-Download an.
Tipp 2: Wegenetz checken
Auf Schotterwegen zu biken ist schön, noch schöner ist es, wenn es auf der Tour auch ein bisschen Trailflow gibt. Mir geht es jedenfalls so. Um Trails zu finden, muss man entweder die Gegend auf gut Glück erkunden, oder man bekommt sie von Locals gezeigt oder man schaut bei Trailforks nach.
Hinweise auf Trails geben aber auch die Wanderwege in topografischen Karten. Die Basiskarten von Google Maps und OpenStreetMap, auf die die Karten vieler Tourenportale wie Komoot, Alltrails, Outdooractive/Alpenvereinaktiv basieren, sind nicht topografisch, d.h., sie zeigen keine Wegmarkierungen oder Wegbeschaffenheiten an. Auf topografischen Karten sind die Beschaffenheit der Wege und die Namen der Wanderwege genau abzulesen.
Das Fichtelgebirge ist ein Traildorado, weil viele Wanderwege schmal sind und quer durchs Gelände verlaufen. Ein Blick in die ATK-Karte zeigt: Der als dünne rote Linie dargestellte Südweg (S) im Goldkronacher Forst hat hohes Trailpotenzial. Einfach ausprobieren, die Möglichkeiten, Wege zu kombinieren, sind im Fichtelgebirge nahezu unbegrenzt.
Schmale Wanderwege und Pfade mit in die Tourenplanung einzubeziehen, ist natürlich eher ein Tipp für touristisch nicht ganz so überlaufene Regionen. In Oberbayern sollte man es zumindest am Wochenende und in der Ferienhauptzeit besser nicht tun. Auch in Baden-Württemberg, wo für Biker die Zwei-Meter-Regel gilt, sollte man schmale Pfade auf der Tour besser meiden. Wenn es eng wird, haben Wanderer natürlich Vortritt.
Tipp 3: Highlights bei Komoot einbeziehen
Ich habe verschiedene kostenlose Routenplaner ausprobiert, bisher aber immer Komoot genutzt, weil es so praktisch ist - bzw. war, denn seit Komoot an den Techkonzern Bending Spoons verkauft wurde und im Herbst 2025 einen Relaunch bekommen hat, gibt es die sportartspezifischen Karten nur noch im Premium-Abo für 6,99 Euro/Monat. Die roten Bikersymbole für MTB-Highlights sind in der Basisversion nicht mehr verfügbar, es werden nur noch allgemeine “Weg”-Highlights eingeblendet. Dort findet man mit etwas Geduld noch die Bikekommentare.
Bei der Planung gebe ich im Abgleich mit der Papierkarte in Komoot die wichtigsten Punkte der Route ein, schaue mir Kilometer und Höhenmeter der Tour an und mache den Feinschliff. Bei Komoot gibt es Fotos und Beschreibungen, wie der Weg beschaffen ist, trotzdem lohnt es sich, auf der Papierkarte nochmal das Höhenprofil zu checken, um auf der Tour keine bösen Überraschungen zu erleben. Was die Kommentare in Komoot betrifft: Nicht alle BikerInnen haben das gleiche Niveau, und die Beschreibungen sind dementsprechend subjektiv. Was für die einen kein Problem ist, kann andere an die Grenzen ihrer Möglichkeiten bringen. Ein Beispiel aus den Ammergauer Alpen: Der Trail von der Enningalm hinunter zum Rotmoossattel ist schmal und hat unzählige Spitzkehren. In Komoot ist zu erkennen, dass es sich um einen kurvigen Weg in teils steilem Gelände handelt. Die Bewertungen der User fallen unterschiedlich aus: von “Sehr schöner Trail am Steilhang mit mehreren engen Kehren” bis “Der Abschnitt ist nichts für Ungeübte - da muss man dann halt schieben”. Ein Blick in die ATK-Karte zeigt Details: Wie viele Spitzkehren einen erwarten, dass der Trail ein Pfad (gestrichelt) ist und durch ein Quellgebiet (kleine blaue Punkte) und an einem Felsabbruch(Schummerung) vorbeiführt. In echt ist der Trail schmal und teilweise technisch, im oberen flachen Teil gibt es mehrere ausgesetzte Stellen, im Quellgebiet ist er ganzjährig feucht und rutschig.
Tipp 4: Einkehrmöglichkeiten einplanen
Manche BikerInnen sind genügsam und füllen die verbrauchten Kalorien auf der Tour mit Riegeln, Broten oder Bananen auf. Die Einkehr auf der Hütte, sofern eine auf dem Weg liegt, ist trotzdem nicht zu toppen, wenn es darum geht, Energie aufzutanken, die Landschaft zu genießen oder zum Abschluss die Tour Revue passieren zu lassen.
In einsamen Gebieten wie dem Goldkronacher Forst in Oberfranken oder im Ammergebirge ist es gar nicht so leicht, eine Wirtschaft oder eine Alm zu finden. Ist man über eine Navigationsapp mit anderen Nutzern verbunden, kann man von den Tipps der User profitieren. In amtlichen Karten sind Unterkünfte und bewirtschaftete Hütten als Häuschen eingezeichnet. Das Bullheadhouse in Fleckl bietet seinen Gästen Unterkunft und Verpflegung, deshalb findet man es auf der Karte als ein mit roter Farbe gefülltes Häuschen. Die Bockhütte im Reintal ist eine bewirtschaftete Hütte ohne Übernachtungsmöglichkeit, weshalb sie als halb gefülltes Häuschen eingezeichnet ist.
Auch die Internetsuche hilft weiter, im Netz findet man meistens die aktuellen Infos zu Öffnungszeiten und Ruhetagen. Bei der Hüttensuche auf der DAV-Webseite kann man nach geöffneten Alpenvereinshütten suchen.
Tipp 5: Karte mitnehmen
Navis oder Smartphone-Apps funktionieren manchmal leider nicht, weil es kein GPS-Signal gibt und man vergessen hat, die Tour offline abzuspeichern, oder weil der Akku leer ist. Deshalb ist für mich die Karte im Rucksack ein Muss. Jedenfalls überall, wo man sich nicht so gut auskennt. Siehe auch Tipp 1, dort findet ihr Infos dazu, welche Karten wofür am besten geeignet sind.
Tipp 6: Tour über die Smartwatch aufzeichnen
Eine Navigationsapp wie Komoot zeigt die geplante Tour an und zeichnet die tatsächlich gefahrene Route gleichzeitig auf. Nach der Tour lade ich die GPX-Datei der gefahrenen Tour aus der App herunter, um sie weiterzuverwenden. Eigentlich sehr praktisch, aber nur so lange man während der Fahrt die Aufzeichnung nicht unterbricht, etwa um den Akku zu schonen (siehe Tipp 7) oder wenn man einen längeren Stopp einlegt. Um zu vermeiden, dass am Ende ein Teil der Tour fehlt, überlasse ich das Tracken der Tour meiner Sportuhr, die während der gesamten Tour läuft. Dadurch bin ich unabhängig von der Aufzeichnungsfunktion des Smartphones.
Voraussetzung für das Tracking per Uhr ist eine GPS-gestützte Multisportuhr, die als Aktivität auch Radfahren oder am besten Mountainbiken abdeckt. Diese Geräte sind nicht ganz billig (ab ca. 300 Euro). Wer sowieso über die Anschaffung einer Laufuhr nachdenkt, für den lohnt es sich vielleicht, gleich eine Multisportuhr zu kaufen. Menschen, die nicht nur Laufen gehen, sondern auch radfahren, bergsteigen oder tourengehen, haben meist sowieso eine Multifunktionsuhr.
Tipp 7: Akkulaufzeit des Smartphones verlängern
Wer seine Touren mit Bikenavi fährt, wird auch auf längeren Touren keine Akkuprobleme bekommen. Die Akkus dieser speziellen GPS-Fahrradcomputer halten 10 bis 20 Stunden und mehr. Mittlerweile sieht man Navis kaum noch, die Navigation mit Smartphone oder Sportuhr hat sich durchgesetzt.
Der Vorteil der Navigation mit App auf dem Smartphone gegenüber einem Navi oder einer Sportuhr ist das größere Display. Der Haken an der Smartphonenavigation ist die schnelle Akkuentleerung durch den GPS-Betrieb. Eine altbewährte Lösung ist die Powerbank. Eine extra leichte Version mit 20.000 mAh wiegt 300 bis 400 Gramm und kostet um die 30 Euro.
E-Bike-Hersteller haben sich verschiedene Möglichkeiten ausgedacht, um das Laden des Smartphones über den Akku des Bikes möglich zu machen. Die abnehmbaren Kiox-Computer von Bosch haben einen Micro-USB-Anschluss, über den man das Smartphone während der Fahrt laden kann. Auch sehr praktisch ist die Kombi aus Smartphonehalterung und kabellosem Aufladen bei einigen MTB-Modelle von Bulls und Canyon, was mit einem vorinstalliertem Mount und einer speziellen Smartphonehalterung funktioniert.
Tipp 8: Bei Stopps Touraufzeichnung auf Pause schalten
Die kreuz und quer verlaufenden Zickzacklinien auf der Karte einer gemachten Tour kennt wahrscheinlich jeder, der schon einmal eine Tour getrackt und sie sich nachher angeschaut hat. Das passiert, wenn man sich verfährt oder wenn man vergessen hat, bei längeren Stopps auf Pause zu schalten. Die Pausenfunktion ist geeignet für BikerInnen, die vor jedem Losfahren “automatisch” checken, ob die Aufzeichnung auch läuft. Die Pausenfunktion erspart ein mühsames Nacharbeiten der gemachten Tour. Ich gehöre leider zu den Vergesslichen, unterbreche die Aufzeichnung bei Stopps lieber nicht und muss dafür die Tour meist nachbearbeiten (siehe Tipp 10).
Tipp 9: Geotaggingfunktion der Kamera verwenden
Bei diesem Tipp gehe ich stillschweigend davon aus, dass die meisten BikerInnen Fotos mit dem Smartphone, einer GoPro oder anderen Kamera machen, die eine Geotaggingfunktion haben. Auf einer neuen Tour kommen bei mir viele Fotos zusammen. Oft sind es 60 und mehr, in der Hoffnung, dass genug aussagekräftige Fotos für die Tourbeschreibung dabei sind. Wenn ich bei einem Foto nicht mehr sicher bin, wo ich es aufgenommen habe und den Aufnahmeort eines Fotos noch einmal auf der Karte ansehen möchte, muss ich vor der Tour in den Kameraeinstellungen “Geotagging” aktivieren, außerdem natürlich GPS. Ruft man ein geogetaggtes Foto in der Galerie der Smartphonekamera auf, wird einem bei den Details der Bilddatei meist gleich in einer Ansicht von Google Maps der Standort angezeigt.
Lädt man die Bilddatei auf den Rechner herunter, kann man sich mit rechtem Mausklick bei Eigenschaften/Details die Geodaten anzeigen lassen. Breite und Länge werden in Grad, Minuten und Sekunden angegeben. Diese Daten kann man dann beispielsweise bei Google Earth in die Suchmaske eingeben, im Beispiel unten gibt man 47°34'18'', 11°1'44‘‘ ein. Voilà, schon wird man zur Gertrudiskapelle bei Graswang gezoomt, wo das Foto gemacht wurde.
Man sollte sich allerdings gut überlegen, ob und mit wem man geogetaggte Fotos teilt, denn diese Daten enthalten unter Umständen sensible Informationen, die man vielleicht lieber nicht preisgeben möchte, zum Beispiel wo man wohnt. Im Zweifelsfall: lieber nicht teilen. Oder diese Angaben vor dem Teilen wieder löschen. Das geht ganz einfach, indem man ebenfalls in der Registerkarte “Details” den Link “Eigenschaften und persönliche Informationen entfernen” anklickt und bei den GPS-Daten Häkchen setzt.
Tipp 10: Tour nachbearbeiten
Abzweigung verpasst? Im Biergarten bei laufender Aufzeichnung der Tour durch die Kneipe und den Keller bis zur Toilette und wieder zurück gelaufen? Verfahren und Herumlaufen, während die Tour getrackt wird, bedeutet Zickzacklinien in der Kartenansicht der gefahrenen Tour. Ein typisches Beipsiel: Bei einer Tour im Fichtelgebirge sind wir im Gasthaus Karches eingekehrt, wo ich die Aufzeichnung nicht unterbrochen habe. Zurück auf der Tour sind wir kurz darauf falsch abgebogen. Als ich später die GPX-Datei heruntergeladen habe, wurden die typischen Liniennasen und -knäuel sichtbar.
Anfangs war deshalb meine größte Sorge, mich nicht zu verfahren, was auf Entdeckungstour in einer unbekannten Gegend schwierig ist, kleine Schlenker gibt es fast immer. Viele BikerInnen gehen locker damit um und laden die Touren trotzdem in die Tourenportale hoch, und weil jeder schon selbst solche Schlenker gemacht hat und als solche erkennt, klappt das auch gut. Die bei LiloBike vorgestellten Touren sollen den Nutzern Umwege möglichst ersparen. Mittlerweile bin ich beim Thema “Liniensalat” entspannter, denn wenn es dazu kommt, lässt sich das nachträglich gut bearbeiten. Beispielsweise ist der RouteConverter ein superpraktisches, intuitiv verständliches Tool dafür. Mit wenigen Mausklicks auf eine Minustaste lassen sich die überflüssigen Positionspunkte entfernen, die auf kleinen oder größeren Umwegen aufgezeichnet wurden.
Probiere es aus und werde dein eigener Tourguide. Vielleicht schlummert ja ein Marco Polo in dir.
Viel Spaß beim Touren planen und biken!