Von Krün auf die Schöttelkarspitze
Start: Wanderparkplatz “Im Gries” in Krün
(alternativ: Wallgau)
Distanz: 26,3 km (Bike: 17,6 km, Hike: 10 km)
Zeit in Bewegung: 4:20 h (E-Bike: 1:10 h, Hike: 3:10 h)
Positiver Höhenunterschied: 1.480 Hm (Bike: 780 Hm, Hike: 700 Hm)
Einkehrmöglichkeiten: Soiernhaus (Juni bis Oktober), Fischbachalm (teilbewirtschaftet)
Schwierigkeit: mittel (Steig unterhalb des Gipfels stellenweise ausgesetzt)
Karte: ATK25/R10
GPX-Download (Rückweg wie Hinweg): Bike, Hike
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Das Karwendelgebirge verzaubert einen immer wieder. Die von Karen gesäumten Gipfel wirken karg und schroff. Oft fühlt man sich wie in eine fremde Welt versetzt. In den Tälern erwarten einen Naturschönheiten wie der kleine und große Ahornboden oder eben die Soiernseen. Die beiden leuchtend grünen Seen liegen abgeschieden in einem Talkessel auf 1.550 Metern Höhe und werden auch “Himmelsaugen” genannt. Von der 2.050 Meter hohen Schöttelkarspitze aus kann man sie aus der Vogelperspektive betrachten.
Die Bikestrecke legt man überwiegend auf bestens befahrbaren Forststraßen zurück. Der Steig auf die Schöttelkarspitze ist gut ausgebaut, nach dem Soiernhaus gibt es ein paar teils seilversicherte Schmalstellen. Die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel sind karstig, das heißt, man bewegt sich auf losem Schotter und Geröll, einige Stelle sind etwas ausgesetzt.
Bike
Die Tour startet in Krün auf dem Wanderparkplatz “Im Gries”. Von dort sind es nur ein paar Meter bis zur Isarbrücke. Der imposante Wegweiser am gegenüberliegenden Ufer zeigt auf dem obersten Schild 5,5 Stunden für die Wanderung auf die Schöttelkarspitze an. Mit dem E-Bike verkürzt sich die Zeit um etwa 2 Stunden.
Die ersten Meter geht es flach durch die Isarauen. An der ersten Wegkreuzung bleibt man rechts auf dem Schotterweg, der zur Fischbachalm ausgeschildert ist. Bis zur Alm sind 550 Höhenmeter zu überwinden.
Der Weg schraubt sich unspektakulär durch Wald nach oben und führt immer tiefer in die Soierngruppe hinein. Außer an der Schotterreiße im Kaltwassergraben gibt es kaum einen Blick aus dem dichten Wald heraus auf die Umgebung. Das ändert sich bei der Fischbachalm auf dem Sattel unterhalb des Fischbachkopfs. Die Alm ist von Mitte Juli bis Anfang September jeweils von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Hier beginnt auch der “Lakaiensteig” zum Soiernhaus, dem ehemaligen Jagdhaus von König Ludwig II. Auf diesem Pfad eilten die Bediensteten dem König voraus, während Ludwig den bequemeren Weg über den Hudsstall nahm.
Nch der Fischbachalm rollt man auf dem breiten Forstweg südseitig in den “Hundsstall” genannten Talschluss des Fischbachtals. Dort folgt man dem Wanderpfad bis zur Talstation der Materialseilbahn, die das Soiernhaus mit Nachschub versorgt. Am nicht zu übersehenden “Radlparkplatz” stellt man das Bike ab.
Hike
Der Steig beginnt mit einem Waldstück und führt dann im Zickzack durch die nördliche Flanke der Gumpenkarspitze. Schnell gewinnt man an Höhe und blickt weit über das Fischbachtal zurück auf die Grasberge. Nach 250 Höhenmetern erreicht man das Soiernhaus, das am Eingang zum Soierntalkessel liegt. An der Treppe zur Hüttenterrasse muss man sich entscheiden: einkehren oder weitergehen. Wir sind weitergegangen, zu groß war die Neugier auf die Schöttelkarspitze, die am westlichen Ende des Talkessels nun erstmals in den Blick kommt. Der schmale Weg führt über mehrere Hangrutschungen. Zur Sicherung wurde an einer Stelle ein Stahlseil im Felsen verankert.
Nach einer längeren Hangquerung beginnt der Serpentinenabschnitt des Steigs durch den Gipfelhang der Schöttelkarspitze. Beim Blick über den Soiernkessel auf die beiden Seen, die Gumpenkarspitze und die Soiernspitze ist es wieder da: das Gänsehautgefühl, in eine fremde Welt versetzt zu sein.
Auf 1.950 Metern Höhe kommt man auf der Schöttelkarscharte heraus. Auf der anderen Seite fällt das Schöttelkar steil ins Isartal ab. Weit unten ist Wallgau zu erkennen. Noch ein kurzes Erholungsstück auf einem breiten Grasrücken, dann sucht man sich auf dem Geröllfeld unterhalb des Gipfels einen Weg möglichst nah am Berg und weg vom Kar, ein paar kurze, etwas ausgesetzte Stellen muss man dennoch passieren.
Zur Belohnung darf man die letzten Schritte zum Gipfel auf einer eigens in den Fels gehauenen Treppe machen. Das Gipfelplateau ist flach und weitläufig. Es wurde extra für ein spezielles Bauprojekt des Königs in den Berg gesprengt. Ludwig ließ dort ein Belvedere errichten und ritt hoch zu Ross vom Soiernhaus herauf, um in dem Pavillon einen Tee zu trinken und die Aussicht zu genießen. Er muss ein guter Reiter gewesen sein, denke ich mir, als ich auf den Weg zurückblicke.
Auf dem Gipfel empfängt uns eine Alpendohle, die, auf einem Vermessungsstein sitzend, gelassen darauf wartet, dass wir unsere Brotzeit auspacken. Wir genießen aber erst einmal die atemberaubende Aussicht. Nach Norden, Richtung München, schaut man über das Isartal auf den Walchensee und die Voralpen. Im Süden geht der Blick weit über Mittenwald hinaus ins grüne Leutaschtal. Westlich von Mittenwald liegt der bewaldete Kranzberg, dahinter erhebt sich das Wettersteingebirge. Sogar das Zugspitzplatt ist zu sehen.
Rechts im Vordergrund der Seinskopf. Im Tal Mittenwald und Leutasch. Westlich von Mittenwald der bewaldete Kranzberg, dahinter das Wettersteinmassiv mit Zugspitzplatt.
In den Sockel des Gipfelkreuzes wurden Sitze gemauert, was für die Rast viel Komfort bietet. Auch die Dohlen kommen auf ihre Kosten.
Der Rückweg verläuft wie der Hinweg. Schnell ist man wieder im Talkessel. Jetzt erst, wo der Blick nicht mehr von der Bergkulisse gefesselt ist, fallen mir auf dem Weg die Überreste des alten Reitwegs in Form von ordentlich verlegten Steinplatten auf.
Die Einkehr im Soiernhaus gehört zum Pflichtprogramm. Die DAV-Schutzhütte hat von Pfingsten bis Anfang Oktober geöffnet. Wanderer übernachten hier gern nach dem Anmarsch von Krün und machen dann die Gratwanderung von der Schöttelkarspitze einmal halb um den Talkessel bis zur Soiernspitze. Die Terrasse liegt traumhaft schön oberhalb der Seen, die grün durch die Bäume schimmern. Wenn es hier voll ist, gibt es auf der Rückseite der Hütte weitere Sonnenplätze. Man wird freundlich empfangen, die Atmosphäre ist entspannt, das Essen gut. Auf der Speisekarte stehen Brotzeiten, Bergsteigereintopf und hausgemachte Kuchen. Nach diesem angenehmen Zwischenstopp ist der Rückweg zu den Bikes im Tal ein Katzensprung.
Der runde Abschluss der schönen Tour besteht für mich darin, die kilometerlange Strecke zurück nach Krün nicht zu Fuß hinter mich bringen zu müssen, sondern am Hundsstall wieder aufs Bike steigen und es laufen lassen zu dürfen. Nach einer knappen halben Stunde rollt man wieder über die Isarbrücke in Krün zum Ausgangspunkt der Tour.